"Für Frauen die sich trauen", so lautet der Slogan des "Bauhauses", wenn sie für ihre Handwerker-Kurse speziell für das weibliche Geschlecht werben. Wirklich wahr. Vom Flyer lachen zwei Frauen in farbbeklecksten Cargohosen mit Pinseln, wahlweise Schlagbohrer. Sie sehen aus, als wüssten sie, was sie tun.
Ich habe diese Werbung schon öfters gesehen und das ein oder andere Mal gedacht, ich sollte so eine Women´s Night auch mal besuchen. Damit ich hinterher mal so richtig mit der Bohrmaschine herumwerkeln kann oder auch notfalls mein Bad mal schnell neu fliesen. Oder so ganz praktisch mal eben ein Zimmer
mit Laminat auslegen.
Also hab ich mich angemeldet.
Einmal im Jahr findet so eine Nacht pro Standort statt, auch in meiner Filiale um die Ecke. Ich überlegte hin und her, ob ich in besagten Cargohosen oder doch lieber im sportlichen Alltagslook aufschlagen sollte. Ich entschied mich mangels entsprechender Hose für Zweiteres.
In meiner Vorstellung würden wir gemütlich in kleinen Teams schlagbohren, fliesen oder Schrauben in Wände drehen, vielleicht 2-3 Grüppchen mit maximal 10 Personen.
Weit gefehlt.
Als ich eintraf, warteten schon ungefähr fünfzig Damen vor Ort, weitere strömten heran, ein Fernsehteam (!) baute sich auf. Am Ende waren wir über zweihundert lernwillige Frauen, altersmäßig von bis. Verheiratet, alleinstehend, mit Ehefrau... alles dabei. Viele trieb die Neugier, manche die Wissensgier und einige sicher auch die Notwendigkeit.
Und wo ich drei, vier verschiedene Angebote erwartet hatte, gab es einen Lageplan, auf dem zwölf Lernstationen aufgeführt waren, zusätzlich eine Erfrischungsbar und ein Schmuck-stand, der allerdings nicht so wirklich ins Bild passte.
Der Erfrischungsstand entpuppte sich als Bar mit Prosecco, diversen Säften, Wasser und Soft Drinks. Ein "Kaffeefahrrad" war aufgebaut und ein kaltes Buffet, mit dem man eine chinesische Delegation während eines Gipfeltreffens hätte versorgen können.
Schön und gut. Eine kurzweilige Ansprache des stellvertretenden Geschäftsführers später, durften wir das Buffet eröffnen oder ausströmen zu den verschiedenen Aktivitäten.
Einige Stationen wie die Klassiker Laminat, Fliesen, Tapete oder Powertools werden immer wieder angeboten. Der ein oder andere Besucher kommt speziell deswegen. Jedes Mal gibt es aber auch Neues im Programm, zum Beispiel verschiedene kreative Wandgestaltungen, Sprühlacke, Holzbehandlung oder der Bau von Palettenmöbeln. An jeder Station gibt es ein oder zwei Fachleute, die erklären, ausprobieren lassen und Fragen beantworten.
Mein Tipp: Wer Interesse an größeren und aufwendigeren Techniken wie Laminat legen, Fliesen kleben oder Palettenmöbel bauen hat, sollte sich auf vorerst eine diese Stationen konzentrieren und von Anfang an dabei sein. Wer alle Angebote wahrnehmen möchte, bekommt nirgendwo etwas richtig mit. Zu spät bei der ersten Station, dann rüber zur nächsten, doch nochmal woanders gucken - das macht hier wenig Sinn.
Bild: Einführung in verschiedene Geräte
Fragen stellen, mitarbeiten, ausprobieren... alles möglich. An einer Wand wurden verschiedene Wandfarben mit kreativen Techniken wie Rost- oder Betoneffekt ausprobiert. In einer Ecke wurde Kleister angerührt und tapeziert. Es wurde Holz versiegelt, gesprüht, gefliest, gelötet und verfugt.
Bild: Kreative Wandgestaltung: Rost/Betoneffekt
Bild: Palettenmöbel bauen
Bild: Möbel restaurieren mit einem speziellen Allround-Gerät
Für spontane Einfälle durfte man direkt einkaufen. Ich fand es ganz entspannt, mal ganz in Ruhe zu stöbern und mich umzusehen.
Am Ende waren die Teilnehmer, mit denen ich sprach, alle zufrieden und hatten etwas gelernt. Okay, es gab natürlich auch die, die offen zugaben, nur wegen des Buffets dort zu sein, "wir gehen jedes Jahr", aber das waren nur wenige.
Und mein persönliches Fazit?
Zur Handwerker-Queen wird man hier vielleicht nicht. Aber den einen oder anderen nützlichen Tipp kann man mitnehmen und auch wenn man wie ich ein Freund von youtube Videos und learning-by-doing ist, ist der praktische Vorteil des Ausprobierens unter Fachanleitung sicher nicht von der Hand zu weisen. Aber es gilt: Weniger ist mehr. Ein, zwei Angebote konzentriert besucht ist sicher sinnvoller als überall kurz hineinzuschauen.
Ein netter und kurzweiliger Abend war es in jedem Fall!
Zum Abschied gab es für jeden Besucher noch eine Goodiebag mit diversen Katalogen, dem obligatorischen Zollstock und einer Topfblume.
Und nun bin ich ehrlich gespannt: Wer von Euch war auch schon auf einem solchen Event?
Hier findet Ihr übrigens noch den Beitrag des besagten NDR Fernsehteams für ihre Sendung "Hamburg Journal".
...gone paintin´...
Eure Daggi
Im nächsten Post zeige ich Euch nicht, wie man Laminat verlegt. Aber Ihr könnt trotzdem etwas lernen, denn ich habe ein Tutorial für Euch. Ich zeige Euch eine weitere Möglichkeit, ein Bild (oder Schrift) auf Holz zu transferieren, den sogenannten Image Transfer.