Mein Mann erzählt gerne, dass er nach kurzer Abwesenheit unser Zuhause manchmal nicht wieder erkennt. Irgendwas verändert sich jedes Mal. Ich gebe zu, er hat nicht unrecht. Ich räume eben gerne um oder streiche mal schnell eine Wand oder ersetze ein Möbelstück.
So wie diesen Spiegel.
Das silberne verschnörkelte Teil passte im Zuge der Umgestaltung unseres Flures nicht mehr zum Stil und musste weichen. Das ganze Makeover des Flures lest ihr übrigens hier.
Ich habe den Spiegel also auseinander gebaut um das Innenleben, also den Spiegel an sich, weiter zu verwenden. Den silbernen Rahmen habe ich mit einer Tafel versehen und weiter verkauft. Um nun einen neuen Holzrahmen für den Spiegel zu bauen, habe ich mir im Baumarkt zwei der billigsten Bretter, unbehandelt und ungehobelt, für knapp € 2,50 das Stück besorgt.
Die Bretter sind natürlich so noch nicht zu gebrauchen, sie müssen ein bisschen vorbehandelt werden, um den richtigen Look zu erhalten.
Zunächst einmal säge ich sie aber in die richtige Länge, mit den benötigten 45 Grad Winkeln. Als Gedankenstütze mache ich mir dazu immer eine super unprofessionelle Zeichnung.
Da ich keine Fräse habe, muss mein Spiegel irgendwie hinter dem Rahmen befestigt werden. Das bedeutet, der Rahmen muss natürlich etwas kleiner als der Spiegel sein.
Sobald alles zugesägt ist, schleife ich die Bretter erst einmal ein bisschen glatt, damit man sich nicht verletzt. Ich benutze dazu meine Schleifmaschine. Dann geht es ans "altern lassen"! Und das geht zunächst einmal so: Das Holz mit dem Hammer bearbeiten, Ecken, Kanten und Löcher hineinschlagen, mit einer Schraube Abdrücke hineindrücken, alte Nägel einhammern, mit einem spitzen Schraubenzieher Löcher machen, mit einem Cuttermesser die Ränder bearbeiten. Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt!
Aber auch dann ist das Holz noch zu "neu". Mit einem Schraubenzieher und einem Drahtaufsatz für die Bohrmaschine kann man nun die weichen Teile des Holzes aus der Maserung kratzen. So bekommt das Holz eine Oberfläche, die wie ausgewaschenes Treibholz aussieht.
Passt unbedingt auf, wenn Ihr mit der Drahtbürste arbeitet! Sie dreht sehr schnell und man kann sich richtig verletzen. Unbedingt Handschuhe tragen! Sie rutscht manchmal ab und man muss sich wirklich konzentrieren. Die Bürste immer in Richtung der Maserung ansetzen!
Im Bild unten seht Ihr den Unterschied. Oben das noch unbehandelte Holz, unten das von mir bearbeitete. Man sieht deutlich, wie die weichen Teile des Holzes herausgelöst wurden und sich so tiefe, wie ausgewaschene Furchen ergeben.
Hier erkennt man es noch besser. Sieht aus wie altes, vom Meer gewaschenes Holz.
Zwischendurch kann man immer mal wieder mit der Schleifmaschine drüber gehen, um das Holz weiter zu glätten. Wie vom Meer gewaschen, sozusagen.
Nun kann man das Holz zusätzlich einfärben. Ich habe schwarzen Tee aufgebrüht und damit das Holz gestrichen. Das ergibt nur eine ganz leichte Färbung, aber mit einem schönen warmen Ton.
Das kann man ein paar mal machen, bis der gewünschte Ton erreicht ist. Funktioniert übrigens auch mit Kaffee oder in Essig eingelegter Stahlwolle. Wenn das noch nicht genug ist, kann man mit gefärbtem Wachs arbeiten, um das Ergebnis noch "älter" zu machen.
Ich habe grau, dunkelbraun und weiß verwendet und immer im Wechsel an verschiedenen Stellen aufgetragen, ganz nach Gefühl. Das Grau sieht aus wie verwittertes Holz, das Braun gibt Tiefe und das Weiß verstärkt den Eindruck von Treibholz.
Die Unebenheiten durch die Hammerschläge etc. werden mit dem dunklen Wachs sehr schön verstärkt.
Wenn alle vier Teile fertig behandelt sind, müssen sie zusammengeschraubt werden. Dies mache ich, indem ich von hinten Taschenbohrungen mit dem undercover jig set von wolfcraft mache.
Diese Art der Schraubverbindungen sind super, denn man kann sie versteckt von hinten anbringen und sie sind zudem sehr stabil.
Der Rahmen ist fertig verschraubt. Nun wird der Spiegel von hinten aufgelegt und fixiert. Ich gebe zu, das ist keine sehr elegante und professionelle Lösung - aber mir fiel keine bessere ein, wenn man nicht im Besitz einer Oberfräse ist, mit der man dem Rahmen eine entsprechende Einkerbung geben kann.
Ich habe Metallband gewählt, um den Rahmen zu befestigen. Einfach quer über die vier Ecken des Spiegels legen und im Holz verschrauben.
Einfach verschrauben war in diesem Fall nicht ganz so einfach. Ich habe die Schrauben zu fest angedreht und prompt ist eine Ecke des Spiegels zerbrochen.
Das ist natürlich ärgerlich! Aber ich hatte Glück und konnte den Spiegel noch ein wenig nach oben schieben, so dass die gebrochene Stelle noch knapp hinter dem Rahmen verschwinden konnte.
Fazit: Das Metallband vorsichtig aufschrauben!
So sieht der Spiegel von hinten aus, nicht professionell, aber er hält!
Und so von vorne:
Wie ganz altes Treibholz, oder?
Ich freue mich riesig, dass er so gut gelungen ist.
Ich finde, er sieht wirklich wunderschön aus. Nicht wie neues Holz! Und gekostet hat er kaum mehr als fünf Euro!
Ihr seht, auch mit wenig Material und ein bisschen Handwerksgeschick kann man echte Unikate schaffen.
Viel Spaß beim Nachmachen,
hallo daggi, prima gemacht ! ich hab schon viel ausprobiert um holz zu altern..... verbrannt
-wieder abgebürstet, mit säuren behandelt, mit dem auto drübergefahren-auch im garten vergraben und nach einem halben jahr wieder rausgeholt. leider hab ich den look alten holzes oder treibholzes nie hinbekommen. aber ist am ende auch egal - hauptsache es hat einen"look" mir gefällt sehr wie unergeizig und frisch du zu werke gehst und mut zum pfusch hast - es muss halt irgendwie halten und von vorne gut aussehn :) auch fotografisch gut dokumentiert und getextet. viel spass weiterhin