Im Sommer wollte ich meine Cousine besuchen, die an der Ostsee wohnt. Auf dem Weg dorthin habe ich in der Nähe von Lübeck einen Zwischenstopp eingelegt, um einen kleinen Beistelltisch abzuholen, den ich über ebay Kleinanzeigen gefunden hatte. Es sollte eigentlich nur ein schneller Schlenker von der Autobahn ab werden, aber wie sich herausstellte, war es dann doch ein riesiger Umweg.
Das junge Mädchen, das den Tisch verkaufte, hatte gerade ihre Oma ins Altenheim gegeben. Dieser Tisch war eines der übrig gebliebenen Möbelstücke.
Natürlich ist der Tisch sehr schön so wie er ist. Er ist nicht ganz alt, er trägt eine Art Stempel von 1972. Man könnte ihn direkt so weiter benutzen, denn er ist perfekt erhalten und hat keine einzige Macke. Meine lieben Nachbarn links von uns würden sich die Haare raufen, wenn sie wüssten, dass ich das Teil streichen will. Und es gibt sicher viele, denen es ebenso geht.
Aber ist es am Ende nicht reine Geschmackssache? Die einen mögen echte Antiquitäten, die anderen mögen den antiken Stil, aber im "moderneren" Gewand.
Ich habe mich für Fusion Mineral Paint entschieden, und damit die Farbe auf dem Lack hält, muss ich eine Grundierung benutzen.
Das Ultra Grip wird dünn aufgetragen und sollte 12 Stunden trocknen.
Es trocknet klar auf. Nach einem Tag Trockenzeit mische ich den Farbton Soapstone mit ein wenig Ash und streiche zwei Schichten.
Mir gefällt das Ergebnis sehr.
Ich mag die Form des Tisches, hätte ihn mir vorher aber nicht hingestellt. Warum also nicht streichen?
Nun stand das Tischchen eine ganze Weile in meinem Onlineshop und hat keinen Liebhaber gefunden. Also beschloss ich, es noch einmal in einem anderen Stil zu streichen. Ich wollte einen Farbverlauf ausprobieren, eine Art Ombre Look. Dazu muss man die unterschiedlichen Farben ineinander blenden.
Für diesen Stil wählte ich drei ähnliche Farbtöne von Fusion Mineral Paint. Champness, Soapstone und French Eggshell passen hervorragend zueinander!
Und während ich die erste Schicht strich, kam eine Anfrage für den ursprünglichen Tisch in Blau. Oops, das ist natürlich ungünstig, denn er ist ja nun nicht mehr blau! Also bot ich an, diesen Tisch entweder im neuen Design zu verkaufen oder eben noch einmal auf eine Wunschfarbe umzuswitchen.
Was soll ich sagen, der Dame war es egal! Und warum? Sie fand die Form des Tischchens so schön, wollte es aber selber noch einmal streichen! Ha Ha Ha, nun gut, auch das soll mir recht sein! Um aber diesen Tisch doch für den Blog noch einmal herzurichten, habe ich also eine zweite Schicht im Farbverlauf gestrichen und nun wird er so abgeholt.
Gefällt er dir? So ein Farbverlauf erfordert ein bisschen Übung und ich habe da noch viel Luft nach oben. Aber für das erste Mal ist es ganz okay gelungen. Ich teste diese Technik demnächst auch noch einmal mit Kreidefarbe aus, vielleicht ist das einfacher. Dazu wird es eine Anleitung geben.
Einfacher ist das Verblenden, wenn sich die Farben ähnlich sind. Wenn man komplett unterschiedliche Farben verblenden will, ist es wirklich schwierig. Wie man vorgeht? Man arbeitet in Sektionen (zum Beispiel erst die Seite oder die Front) und streicht die erste Farbe. Dann mit einem neuen Pinsel (wichtig!) die nächste Farbe daneben. Solange beide Anstriche noch nicht getrocknet sind, verblendet man sie miteinander, indem man mit dem Pinsel ganz leicht über die Stelle wischt, an der sich die Farben treffen. So vermischen sie sich. Ob man dazu den Pinsel mit der einen Farbe oder der anderen oder auch einen ganz frischen nimmt, ist Geschmackssache. Du wirst selber merken, was für dich am besten funktioniert. Wichtig ist, dass man keinen Übergang sieht. Das erfordert Übung und einen wirklich guten Pinsel. Je länger und feiner die Borsten, desto besser funktioniert es. Nicht aufdrücken, sondern ganz leicht und fluffig über die Farbe gehen. Probier es erst einmal auf einem Brett oder einem glatten Möbelstück und versuche zunächst keine komplizierten Verläufe. So kann man üben und die Technik finden, die für einen selber am Besten funktioniert. Wenn die Farbe zu trocken ist, geht es nicht. Dann kann eine Sprühflasche mit leichtem Wassernebel gute Hilfe leisten!
Diese Technik erfordert Übung und lässt sich wirklich perfektionieren. Finde deine eigene Technik beim Verblenden!
Ich bin tatsächlich noch nicht ganz sicher, ob Fusion die richtige Farbe für diese Technik ist. Für die Arbeit mit der Sprühflasche eignet sich Kreidefarbe besser, denke ich. Ich werde es probieren.
Nun wird dieser Tisch morgen abgeholt und ich würde eigentlich gerne wissen, was damit geschieht...
Aber das werde ich wohl nicht erfahren.
Mal in die Runde gefragt, was meinst du - darf man Antikes streichen oder lieber gar nicht?
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