In meinem Wohnzimmer steht ein gemütlicher Sessel von Ikea, der wirklich bequem ist. Ich mag nur den Bezug nicht mehr leiden. Leider gibt es keine Ersatzbezüge bei Ikea und auch die Hersteller, die online Bezüge für ausgewählte Ikea-Sessel erstellen, bieten mein Modell leider nicht mehr an. Es ist wohl zu alt. Ich muss also selber aktiv werden.
So schwer kann es ja auch nicht sein, wenn man über ein bisschen Näherfahrung verfügt. Ich habe mir das Nähen selber beigebracht und hatte außerdem das Glück, eine Zeit lang einen kleinen Kurs im Nachbarort bei einer echten Fachfrau besuchen zu können.
Ich nähe den Bezug, indem ich meinen alten Überwurf opfere und zerschneide. Dadurch erhalte ich genaue Schnittteile, an denen ich mich gut orientieren kann. Das macht die Sache bedeutend einfacher. Ich schneide also zunächst alle Teile an den Nähten auseinander und kann so auch viel besser abschätzen, wie hoch mein Stoffverbrauch sein wird.
Mein Tipp: Wenn man den Bezug nicht zerschneiden will, weil man ihn eventuell wieder verwenden möchte, kann man so vorgehen: Um den Stoffverbrauch zu bestimmen, nimmt man erst einmal ganz grob Maß. Dazu misst man pi mal Daumen jedes Einzelstück des Sessels aus und schreibt die Maße der breitesten Stellen auf. Beispiel: Das Rückenteil ist so geformt, dass es unten schmal zuläuft. Ich habe trotzdem erstmal grob an der breitesten Stelle gemessen, weil es einfacher so ist. Man schreibt die Teile dann auf, zum Beispiel Rücken 70 x 50, vordere Kante 50 x 20 usw. Dann nimmt man ein kariertes Papier, malt ein Stück Stoff in den Maßen 1,40 (Breite) mal offene Länge auf und fügt jedes dieser Teile rechnerisch in diese Vorlage ein: So weiß man später, wieviel Länge man ungefähr kaufen muss. Ich hoffe, dies ist verständlich beschrieben...
Ich habe meine Teile ausbreiten können und festgestellt, dass ich grob 3,50 m bei einer Stoffbreite von 1,40 m brauchen werde.
Ich möchte meinen Sessel gerne fröhlich und besonders gestalten und suche mir einen warmen gelben Ton aus. Ich bestelle gerne online bei stoffe.de (Werbung unbezahlt) oder gehe hier in Hamburg zu Mahler Stoffe.
Nach dem Entfernen des Bezuges stellte ich fest, dass ich den Sessel ohne die hängende Bordüre unten viel schöner finde. Ich werde sie also beim Nähen weglassen, so dass man später die Füße des Sessels sehen kann.
Alle Teile mit ausreichend Nahtzugabe zuschneiden.
Dann startet man von der Mitte, also von dem Teil, was auf dem Sitz liegt. Mit der rechten Seite auflegen und zunächst das Rückenteil anstecken.
Nacheinander jeweils festnähen. Als nächstes kommen die Seitenteile.
Danach die Frontteile an den Armlehnen. Diese bekommen zusätzlich eine Paspel aufgenäht, damit es später schöner aussieht. Ich stelle sie selber her, in dem ich ein festeres Band in ein Stück Stoff einnähe.
Die Nachtzugaben der Rundungen vorne nach dem Festnähen vorsichtig einschneiden, damit sie sich besser legen.
Zwischendrin immer mal wieder wenden, um zu sehen, ob alles sitzt und nicht zu fest ist. Trotzdem fest genug, um keine Falten zu werfen.
Noch ein Tipp: Ich hatte jeweils nur das rechte Seitenteil und das rechte Frontteil vom Bezug ausgeschnitten und dann seitenverkehrt je zwei Teile davon zugeschnitten. So hatte ich den halben Bezug (die linke Seite) noch als Muster vor mir liegen, um immer mal wieder zu schauen, wie genau genäht wurde.
Als nächstes folgen die unteren Seitenteile.
Zum Schluss das rückwärtige Teil inklusive der oberen Kantenteile.
Ich hatte mich irgendwo noch vermessen, jedenfalls war der Bezug vorne nicht lang genug, um den Sessel komplett zu verdecken. Ich musste also noch eine zusätzliche Paspel nähen, um das Vorderteil ein Tickchen verlängern zu können.
Am Ende noch das Sitzkissen, das ebenfalls eine Paspel rundum bekommt. Den Reißverschluss trenne ich aus dem vorhandenen Bezug aus und verwende ihn wieder.
Da man die Füße am Sessel jetzt sieht, entscheide ich mich, "neue alte" Füße anzubringen. Auf dem Sperrmüll hatte ich vor langer Zeit einmal Glück - ein schönes altes Sofa sollte weggeworfen werden. Leider hatte es den Holzwurm und war auch sonst schon recht mitgenommen, aber die Füße hatte ich mir damals mitgenommen.
Sie sollen heute zum Einsatz kommen! Da sie zu lang sind, säge ich den unteren Teil ab. Das passt, denn der eine Fuß ist unten sowieso beschädigt.
Auch der "Holzdübel" oben wird abgesägt und ersetzt durch eine metallene Befestigung, die ich hier bestellt habe.
Die hinteren Möbelfüße behalte ich bei, streiche sie aber in einer ähnlichen braunen Farbe.
Es ist übrigens Absicht, dass der Fuß unregelmäßig gestrichen ist. So sieht es den antiken Füßen etwas ähnlicher.
Und so ist aus meinem geblümten Sessel ein frisch-fröhlich sonniges neues Teil geworden:
Das kleine Kissen habe ich aus den Stoffresten genäht, ich musste improvisieren, weil ich nur noch kleine Stücke übrig hatte. Die 3,50 m die ich ausgemessen hatte, kamen übrigens exakt hin.
Auch wenn es wirklich eine zeitraubende Arbeit und das Ganze auch nicht ganz kostengünstig war, freue ich mich sehr über das Ergebnis. Wenn man das Glück hat, ein IKEA Modell zu besitzen, für das noch Ersatzbezüge online bestellt werden können, ist es vielleicht sinnvoll, das Geld zu investieren. Da dies für meinen Sessel nicht in Frage kam, bin ich mit ca. 60 Euro für einen komplett "neuen" Sessel gut davon gekommen.
Wie gefällt dir das Ergebnis?
Ich freue mich über deinen Kommentar!
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