Für ein Fotostaging hatte ich mir kürzlich den Stuhl einer Freundin aus England ausgeliehen, ein original antiker britischer Drehstuhl. Natürlich habe ich ihn nicht aus England abgeholt, meine Freundin wohnt im Nachbarort. Was für ein schöner Stuhl, oder? Unheimlich schwer, aber ein wirklich tolles Teil.
Ich bin sehr neidisch darauf. Solche Stühle sind leider sehr teuer. Aber bei Ebay bin ich über einen Stuhl gestolpert, der mit (viel) Fantasie ganz ähnlich aussieht.
Zugegeben, man braucht eine Menge Fantasie. Als mein Nachbar ihn neulich in meiner Werkstatt entdeckte, lautete sein Kommentar einfach nur: "Wenn du ihn nicht willst, gib ihn Donald Trump".
So hatte ich die Sache bisher noch nicht betrachtet. Aber Recht hat er. Das Teil könnte mit diesem schrecklichen weißen Kunstleder auch ganz wunderbar im Oval Office stehen, oder?
Also ran an die Umgestaltung.
Da das Kunstleder relativ glatt ist, streiche ich zunächst einen Haftgrund auf. Ich entscheide mich für Slick Stick von Dixie Belle Paint, einfach weil ich ihn zur Hand habe und er immer super funktioniert.
Die Polsternägel streiche ich dabei einfach mit, denn sie werden später sowieso noch verändert.
Den Haftgrund streiche ich einfach mit dem Pinsel auf und achte darauf, auch in die Falten zu gelangen.
Die Holzbeine des Stuhles sind foliert, auch dies streiche ich mit, denn sie sind sehr glatt. Ebenso die Halterung, an denen die Beine befestigt sind. Auch die möchte ich später streichen.
Die Rollen lasse ich wie sie sind, denn eigentlich passen sie ganz gut zu dem was mir vorschwebt.
Die Grundierung über Nacht trocknen lassen. Am nächsten Tag einen Farbton anmischen, der als Grundfarbe dient.
Damit streiche ich erst einmal das komplette Leder einmal vor.
Auch in die kleinen Falten und Rillen muss die Farbe gelangen, wenn das Weiß hervorschaut, sieht es doof aus.
Das Ganze muss trocknen. Dann kommt die zweite Schicht, die aus zwei weiteren etwas dunkleren Farbtönen besteht. Alle Töne werden auf dem Leder miteinander verblendet. Ich nutze dazu unbedingt die Sprühflasche, um die Farbe immer feucht zu halten und einen dicken Rundpinsel zum Verblenden.
Einfach die dunklere Farbe aufstreichen, alles immer feucht halten und in kreisenden Bewegungen die Farben miteinander verblenden.
Die zweite Schicht gefällt mir schon mal gut. Überall dort, wo das Leder nicht abnutzen würde, habe ich dunkler gestrichen. Auf den Knöpfen am Rückenteil, in den Falten, an der seitlichen Kante der Armlehnen.
Es ist noch nicht perfekt, aber das Ganze wird sowieso noch einmal genauso durchgeführt, damit es wirklich gut deckt.
Nach dem Trocknen geht es weiter. Ich habe beschlossen, den Farbton noch etwas wärmer zu gestalten und füge daher noch etwas Rot in meine Mischung hinzu. Und dann kommt die nächste Schicht mit der gleichen Technik wie bei der vorherigen. Im Bild unten ist die Sitzfläche fertig.
Nachdem auch die Lehne fertig ist, streiche ich die Teile, die aus Holz sind in einem warmen dunklen Braun. Ich nutze einen meiner Lieblingstöne, Coffee Bean von Dixie Belle Paint.
Und so sieht es nach der ersten Schicht aus.
Eine zweite Schicht folgt und dann wird gewachst. Das Leder wachse ich zunächst mit klarem Wachs.
Und betone ein paar Stellen mit dunklem Wachs.
Die Polsternägel streiche ich alle einzeln ich mit Gilding Wax in Gold.
Das passt farblich gut zu den Rollen.
Der Griff und das Fußteil werden mit Kreidefarbe "gerostet".
Alle dunkel gestrichenen Holzteile versiegel ich am Ende noch mit Dixie Belle Big Mamas Butta für einen leuchtenden satten Effekt. Und das ist aus meinem billigen weißen Donald Trump Kunstlederstuhl geworden:
Der Stuhl wird voraussichtlich in unser Homeoffice einziehen.
Wie gefällt euch das Ergebnis? Mir hat die Umgestaltung richtig Spaß gemacht und man sieht mal wieder, wofür man Kreidefarbe alles nutzen kann. Übrigens: Versprochen, es färbt gar nichts ab!
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