Eine liebe Freundin von mir verfolgt meinen Blog regelmäßig und hat mir schon das ein oder andere Möbelstück vermittelt. So auch im Sommer: Ihre Nachbarn hatten ihr Haus verkauft, es wurde ausgeräumt und einiges war zu verschenken. Witzigerweise stellte sich heraus, dass ich beim Bruder des Nachbarn früher Matheunterricht hatte. Der beste Matheunterricht überhaupt, denn er war ein wunderbar sympathischer Lehrer, aber wichtiger noch: Als Mitarbeiter des THW war er ständig irgendwo auf der Welt im Einsatz - und somit weit entfernt von unserem Klassenzimmer.
Diese Kommode also fand ihren Weg zu mir.
Sie ist aus wunderschönem massiven Holz, hat aber schon einige Stellen. Eine der Schubladen hat einen Riss und die Deckplatte sitzt nicht fest. Die Kommode war offenbar lackiert und man hat die Farbe schon einmal mehr oder weniger abgeschliffen. Rund um die Beschläge sitzen aber noch Reste und auch die Griffe sind stellenweise noch lackiert.
Ich entscheide mich, die Kommode zu streichen. Ich weiß, sie wäre wunderschön in Holz. Aber mir fehlt einfach die Zeit, sie komplett aufzuarbeiten. Zudem werde ich sie nicht behalten können.
Ich repariere erst einmal die Schublade, die hängt.
Die Deckplatte und alle Schubladenführungen müssen neu verleimt werden.
Die Deckplatte wird abgeschliffen.
Der Holzwurm ist zwar nicht mehr aktiv, aber vorsichtshalber behandle ich das gesamte Stück zweimal mit Chemie.
Der Fuß muss neu verspachtelt werden. An den Seitenwänden glätte ich die Wurmlöcher ebenfalls mit Holzspachtelmasse.
Die Deckplatte wird dunkel gebeizt.
Hier habe ich verschiedene Farben ausprobiert, aber so richtig zufrieden war ich mit dem Ergebnis nicht. Da die Deckplatte ein paar Astlöcher aufweist, sieht die Färbung mit der Beize hier nicht so sauber aus. Ich entschließe mich also, noch eine "falsche" Beize mit dunkelbrauner Kreidefarbe zusätzlich aufzustreichen. Diese deckt ein bisschen besser und ich bin zufrieden. Ich habe ein dunkles warmes Braun erhalten.
Die Scharniere sind stellenweise zerkratzt und noch mit Lackresten bedeckt. Sie lassen sich zudem wirklich schwer lösen.
Ich benutze zunächst einmal eine Art Kriechöl, um die verrosteten Schrauben ein wenig einzuweichen. Man kann verschiedene Produkte dazu nutzen, WD40 oder Caramba wurden mir empfohlen, ich habe Fluid Film benutzt.
Nun muss der Mann ran! Einige Schrauben lassen sich mit ein wenig Kraft bereits lösen, andere aber sitzen noch immer fest. Da bei einigen die Kerbe nicht mehr intakt ist, sägt mein Mann hier vorsichtig eine neue, um den Schraubenzieher ansetzen zu können. Alle defekten Schrauben werden später ersetzt. Ich habe einen wundervollen Händler für Eisenwaren im Nachbarort.
Alle Scharniere sind gelöst und müssen nun gesäubert werden.
Um die letzten Lackreste zu entfernen, lasse ich sie ca. 5 Minuten in einem Wasser-Essig-Gemisch (50/50) kochen.
Der Lack und grober Schmutz lassen sich dann vorsichtig ablösen. Hinterher schleife ich die Scharniere mit feinster Stahlwolle (000) vorsichtig. Was für ein Unterschied!
Sie sehen aus wie neu.
Die Schubladen, an denen die Griffe saßen, müssen nun noch einmal gründlich abgeschliffen werden.
Die Kommode wird zwei mal mit Sperrgrund grundiert. Das Holz blutet aus, und da ich das Möbelstück hell streichen möchte, ist dieser Schritt leider nötig. Ich entscheide mich dann für Fusion Mineral Paint im tollen Farbton Champlain. Ein wunderschönes helles Vintage-Beige.
Ich brauche zwei Schichten. Da ich die Beschläge in Gold nicht so passend finde, sprühe ich sie in mehreren dünnen Schichten dunkel. Nun sind auch die Kratzer nicht mehr sichtbar.
Die Seiten der Schubladen sollen noch einen extra Hingucker erhalten. Ich nutze dazu meine Schablone von Jami Ray Vintage. Ich fixiere sie mit ein wenig Tape und nutze hier eine Rolle mit ganz wenig Farbe.
Alle Schubladen bekommen Streifen auf beiden Seiten.
Damit sie später nicht zerkratzen, versiegel ich die Seiten zusätzlich mit Fusion Tough Coat. Das braucht man bei Fusion Mineral Paint eigentlich nicht und die Schubladen lassen sich auch wunderbar einfach öffnen - aber ich gehe hier auf Nummer sicher.
Das Innere der Schubladen behandel ich mit Holzöl. So bekommt das Holz einen tollen frischen Ton!
Neue Knöpfe für die oberen beiden Schubladen habe ich bestellt, sie sind aus Gusseisen und gefallen mir ausnehmend gut!
Und fertig ist meine Kommode im wunderschönen alten Landhauslook!
Ich finde, sie ist wunderschön geworden!
Die Deckplatte bildet einen tollen Kontrast zum hellen Rest und harmoniert mit den Griffen.
Die Kommode stand nur sehr kurz zum Verkauf und hat im Nu einen Liebhaber gefunden. Sie steht nun in einem historischen Ferienhaus von 1880 an der Ostseeküste. Ich freue mich sehr darüber.
Ich freue mich, wenn dir dieses Makeover gefallen hat und vielleicht der einen oder andere Tipp für die Griffe hilfreich ist!
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