MÖBELSTREICHEN WIE DIE PROFIS - 6 EXPERTEN VERRATEN IHRE BESTEN TRICKS
Aktualisiert: 16. Nov. 2021
Wie sehr ich mich auf den heutigen Post freue! Er ist für alle, die sich an das Thema Möbelstreichen / Aufarbeiten heranwagen wollen und die gleich von Anfang an wissen wollen, wie es richtig geht. Die nicht lange herum experimentieren wollen, die gleich vom Start weg Fehler vermeiden wollen. Kurz: Für alle, die die Profitipps schon vorher wissen wollen!
Du gehörst dazu? Dann lies jetzt unbedingt weiter, denn ich habe heute die ultimativen Tipps und Tricks der Experten für dich zusammen gesammelt!

Sechs Möbel-Experten verraten dir heute ihre ganz geheimen Tricks beim Möbelaufarbeiten und Streichen! Ich habe für diesen Post ganz unterschiedliche Profis herausgesucht, die alle Spezialisten in ihrem Bereich sind. Alle haben spontan zugesagt, dabei zu sein und daher freue ich mich heute ganz besonders auf die ultimativen Tipps der Besten! Tipps, so individuell wie die einzelnen Experten selber. Ich habe ihnen die Frage gestellt, welche wichtigen Tipps sie Anfängern weiter geben können, welche Tricks und Kniffe ihnen von Anfang an geholfen hätten und was sie allen empfehlen, die sich an ein eigenes, vielleicht sogar das erste Projekt heranwagen wollen.
Und hier sind ihre ganz individuellen Tipps für euch!
Anne - Nubilli Möbelupcycling

„Mein erster Tipp betrifft die Farbdosen. Sie sehen nach dem Streichen fürchterlich aus. Man streicht die überschüssige Farbe mit dem Pinsel am Dosenrand ab. Macht man ganz automatisch. Und dann trocknet die Farbe an und bröselt beim Öffnen und Wiederverschließen in die frische Farbe. Dazu kommt, dass sich die Dosen nicht mehr luftdicht verschließen lassen und somit schneller eintrocknen. Ein ganz einfacher Trick hilft: Klebt euch ein Klebeband über die geöffnete Dose und streicht euren Pinsel daran ab. Somit tropft die Farbe am Klebeband in die Dose zurück und euer Rand bleibt sauber.
Einen guten Tipp habe ich noch für alle, die mit zwei Farben arbeiten möchten, wenn es also den Anschein haben soll, dass das Möbelstück schon einmal überstrichen wurde. Es ist nämlich nicht nötig, die darunterliegende Farbe auf das ganze Möbelstück aufzutragen. Es genügt an allen Ecken und Kanten – an denen der typische shabby chic angebracht werden soll. Wichtig hierbei ist, dass die Basisfarbe gut „ausgestrichen wird“, sonst sieht man die „Ränder“, wenn man die Hauptfarbe aufträgt. Man spart sich sehr viel Farbe und Arbeit. Wenn die Basis, also die zum Vorschein kommende Farbe trocken ist, legt auf die Ecken und Kanten etwas Möbelwachs und streicht direkt um Anschluss eure Hauptfarbe darüber. Wichtig ist hierbei, dass diese Arbeitsschritte in einem Zug gemacht werden. Das Wachs darf nicht trocknen. Sobald eure Hauptfarbe deckend und handtrocken ist, nehmt euch eine Spachtel und kratzt an den Stellen vorsichtig die obere Lackschicht ab. Das Wachs sorgt dafür, dass die obere Lackschicht nicht fest haftet und es scheint so, als ob der alte Lack abblättert. Mit der Spachtel/Wachs-Methode erhältst du einen echt wirkenden Shabby-Look.
Und noch ein Tipp, mit dem ihr eine ganz glatte und seidenweiche Oberfläche erhaltet: Euer Möbelstück ist fertig gestrichen, es fehlt nur noch die Versiegelung. Nehmt euch ein sehr feines Schleifpapier, am besten eine Körnung ab 240, und schleift noch einmal leicht über eurer Möbelstück. Erst dann folgt die Versiegelung und siehe da, es fühlt sich super an."
Arne und Alex - Berliner Landjungs

„Jedem Upcycling-Anfänger können wir die Arbeit mit wirklich hochwertiger Kreidefarbe ans Herz legen. Es gibt inzwischen sehr viele Hersteller, die Kreidefarbe anbieten, aber hier gilt tatsächlich, dass teuer oft auch besser ist. Wir haben viele Marken getestet und die preiswerten Produkte sind oft sehr stark mit Wasser verdünnt, decken nicht richtig und reiben sich leicht wieder ab. Also nicht von hohen Preisen abschrecken lassen!
Alle Möbel, die wir anbieten, wurden von uns vor dem Anstrich nicht angeschliffen. Auch wenn viele Neulinge erst mal skeptisch sind, der Grund ist einfach, dass hochwertigere Kreidefarben in ihrer Rezeptur bereits einen Primer enthalten, also eine Vorstreichfarbe, die für die Haftung sorgt. Lediglich Altlacke, die Abplatzer aufweisen oder andere Unebenheiten in der Oberfläche sollten per Hand kurz mit Schleifpapier geglättet werden. Eine Ausnahme gibt es zum Thema Vorbehandlung, denn Kreidefarbe hält nicht auf fettenden Oberflächen, also bspw. gewachstem oder geöltem Holz. Um sich aber auch dabei einen staubigen Anschliff zur ersparen, gibt es einen anderen Trick. Im Drogeriemarkt besorgt man sich einen Fettlöser in einer Sprühflasche. Wir kaufen öfter alte Bauernschränke, die früher mit einer sogenannten Bierlasur verziert wurden oder dunkle Holzmöbel, die immer wieder mit Möbelpolitur behandelt wurden. Diese sprühen wir gleichmäßig ein und lassen den Fettlöser eine halbe Stunde einwirken. Danach werden schon braune Schlieren sichtbar, die am Möbelstück herunterlaufen. Mit klarem Wasser wird dann ordentlich nachgereinigt und die Vorarbeit ist erledigt. Ohne diesen Schritt, würden sich nach dem Trocknen der Farbe viele kleine Risse in der Oberfläche bilden, durch die das Holz wieder sichtbar wird. Manchmal auch ein schöner Effekt, den man auch als Krakelier-Effekt kennt, aber den wollen wir bei gleichmäßigen Anstrichen natürlich vermeiden.
Wer öfter alte Möbel aufarbeitet, der kennt ein Problem garantiert, das vor einem Anstrich gelöst werden sollte: Holzwurm. Eine Chemie-Keule wie „Holzwurm-Ex“ aus dem Baumarkt ist hilfreich, aber es gibt auch biologische Möglichkeiten. Im Sommer können Möbel oder betroffene Teile davon in schwarze Folie gewickelt und im Garten abgestellt werden. Temperaturen von über 60 Grad töten den Holzwurm ab. Daher können kleine Holzteile auch im Backofen oder in der Sauna behandelt werden. Wenn keine dieser Möglichkeiten umsetzbar ist, dann hilft auch Essigessenz, die dann aber etwas mühsam mit einer Spritze in alle kleinen Löcher dosiert werden muss. Danach steht einem Anstrich dann nichts mehr im Wege.
Wenn ihr mit klassischer matter Kreidefarbe arbeitet, dann bekommt Euer Möbelstück einen kreidig-pudrigen Look, der eine besondere, warme Ausstrahlung hat. Dekorative Gegenstände wie Bilderrahmen könnt ihr nach dem Streichen so belassen. Um frisch gestrichene Möbel wie Stühle und Tische aber alltagstauglich zu machen, solltet ihr am Folgetag mit einem transparenten Möbelwachs die Kreidefarbe versiegeln. Einfach das Wachs mit einem Baumwolltuch aufnehmen und in kreisenden Bewegungen auftragen. Nach einer Einwirkzeit von 24 Stunden nochmal trocken nachpolieren und fertig ist das Ergebnis. Wer sich auch diesen Schritt der Versiegelung sparen möchte, der bekommt von einigen Kreidefarben übrigens auch eine Eggshell-Variante. Diese Rezeptur beinhaltet bereits eine Versiegelung."
Esther Ollick - Möbelaktivistin

"Bei meinen Workshops findet das Thema Beizen, also die Holzoberfläche bzw. Holzfarbe zu verändern, immer großen Anklang. Wer einmal entdeckt hat, dass aus Eiche rustikal auch ein Teakholz-Look und aus gewöhnlichem Weichholz Nussbaum oder Palisander werden kann, der erkennt seine unendlichen Möglichkeiten bei der Möbelaufarbeitung! Holzoberflächen sind, nach dem sorgfältigen Abschleifen, nämlich erstmal recht hell. Auch Eiche, Mahagoni und Teak! Ich vergleiche den abgeschliffenen Zustand immer gern mit einem weißen Blatt Papier - man kann alles damit machen!
Dann gibt es noch den Unterschied von wasserbasierter Beize, die eher für ebenmäßige Oberflächen und Looks gedacht ist, z.B. für dänisches Teak-Sideboards, Möbel aus Obst- oder Nussbaumholz, also eher elegantere aber auch schlichtere Möbelstücke.
Dann gibt es noch lösemittelbasierte Beize, sogenannte Antikgrundbeize. Die sorgt für einen rustikalen Look und ,überfärbt' leichte bis mittlere Unebenheiten im Holz einfach. Die enthaltenen dunklen Farbpigmente setzen sich regelrecht in allen Ritzen und Löchern fest und betonen die Unregelmäßigkeiten auf charmante Art und Weise. Die Maserung wird durch Antikgrundbeize auch richtig ,angefeuert' und es entsteht ein einzigartiger Look! Bitte unbedingt Schutzmaske und Handschuhe tragen. Am besten im Freien arbeiten oder stetig und gut lüften. Nicht unbedingt für AnfängerInnen geeignet. Produktdatenblätter beachten!
Beim Beizen ist unbedingt zu beachten, dass die Oberfläche zuvor sehr sorgfältig abgeschliffen wurde. Denn dort, wo noch Fett, Dreck oder Farbrückständige übrig sind, kann die Beize nicht in den Untergrund eindringen und diese Stelle bleibt fast ungebeizt und damit unschön.
Man sagt (der Fachmann), dass man bei wasserbasierten Beizen einen lösemittelbasierten Klarlack auftragen sollte und andersherum, bei lösemittelbasierten Beizen einen wasserbasierten Klarlack. Angeblich löst Wasser Wasser an und Lösemittel wiederum Lösemittel, was ich in der Praxis aber nicht unbedingt bestätigen würde! Probieren geht hier über studieren.
Beim Beizen gibt es auch mehrere Möglichkeiten für eine Oberflächenversiegelung bzw. Finish, denn durchs Beizen habe ich erstmal ,nur' den Holzfarbton verändert. Meine drei liebsten Methoden
sind: lackieren, ölen und wachsen.
Dies dazu kurz:
Lackieren: mit Klarlack konserviere ich den aktuellen Zustand. Die Oberfläche ist dann wider-standsfähig und tatsächlich versiegelt.
Ölen: die Oberfläche bleibt ,offen'. Pigmentiertes aber auch naturbelassenes Öl verstärkt den natürlichen Holzlook und feuert die Maserung an. Geölte Oberflächen haben eine wunderbare Haptik, müssen aber regelmäßig (nach-) geflegt werden.
Wachsen: Antikwachs (Bienenwachs mit Farbpigmenten) ist mir der Liebste. Er sorgt für einen rustikalen Look, ein ähnlicher Effekt wie bei der Antikgrundbeize. Bei Wachs bleibt die Oberfläche, genau wie bei Öl, ,offen'. Wachs würde ich persönlich nur bei Möbelstücken verwenden, die nicht oft benutzt und abgewischt werden: Beistelltische, Holztruhen, (Bücher-) Regale. Ich würde keine Esstische, Stühle oder Küchenarbeitsplatten wachsen, da mir die Oberfläche zu empfindlich bleibt und der eigentliche Effekt durch regelmäßiges reinigen schnell verfliegt."
Susanne - DekoideenReich

„Wo ich meine Möbel herbekomme? ebay, Haushaltsauflösungen, Flohmarkt... inzwischen bin ich in der Nachbar- und Verwandtschaft dafür bekannt, dass ich alte Sachen liebe und immer gebrauchen kann. So bekomme ich vieles einfach angeboten.
Ein paar Misserfolge haben mich gelehrt, einen Probeanstrich zu machen, bevor ich loslege,
wenn ich nicht zu 100% sagen kann, aus was das Möbelstück besteht und wie die Oberfläche gestrichen bzw. behandelt wurde. Dadurch kann ich drei Dinge erkennen:
1. Ob das Holz ausblutet (vor allem bei dunklen Hölzern, wie Eiche, Nussbaum, Teak). Durch das Streichen (mit wasserbasierenden Lacken) werden Inhaltsstoffe aus dem Holz gelöst und verfärben den weißen/hellen Anstrich gelblich.
2. Ob die Oberfläche geölt/gewachst wurde.
TIPP: Gelingt es, nachdem die Farbe getrocknet ist, die Oberfläche mit der Fingerkuppe wegzu-schieben, wird man keine haltbare und robuste Oberfläche bekommen.
3. Ob das Holz mit undefinierbaren Lasuren behandelt wurde, die sich mit wasserbasierenden Lacken nicht vertragen, der Lack bekommt dann Risse.
Sobald ich dies weiß, kann ich mit der Vorbereitung beginnen. Manche Farbhersteller versprechen, dass man nicht einmal anschleifen muss. Ich persönlich mache das aber trotzdem, damit die Farbe auf einer sehr glatten Oberfläche besser Halt findet. Mit Staubsauger und feuchtem Lappen entferne ich Staub und Schmutz. Meine Erfahrung ist, dass auch geölte und gewachst Oberflächen gestrichen werden können, wenn man sie intensiv entfettet. Das geht ganz prima mit einem Fettreiniger aus der Küche oder einem Anlauger aus dem Baumarkt .
Streichen soll Spaß machen und entspannend sein, sagt man...aber nur mit gutem Pinsel/Rolle und hochwertiger Farbe. Deshalb mein Tipp: Gebt lieber ein paar Euro mehr dafür aus! Nichts ist ärgerlicher, als beim Streichen ständig Pinselhaare aus der frischgestrichenen Oberfläche ziehen zu müssen, oder unzählige Farbschichten aufbringen zu müssen, bis der Lack endlich deckt.
Möchte ich alte Möbel Weiß/hell streichen, arbeite ich grundsätzlich mit einem Holzisoliergrund vor. Dadurch werden auf jeden Fall die Holzinhaltstoffe in das Holz eingesperrt und man erspart sich manch böse Überraschung. Eine gute Nachricht: Streiche ich mit einer dunkleren Farbe, kann ich mir diesen Schritt sparen.
Gehört ihr zu den Ungeduldigen? Aufgepasst, diese Eigenschaft solltet ihr beim Streichen unbedingt zur Seite schieben. Für ein perfektes Ergebnis kann ich euch nur empfehlen, haltet unbedingt die vorgeschriebenen Trocknungszeiten (der einzelnen Lackschichten) ein, bevor ihr weiterarbeitet.
Sind die Borsten oder der Schaumstoff eingetrocknet, ist das Werkzeug schlicht unbrauchbar. Und dabei ist es so einfach: Ein Stück Frischhaltefolie oder eine Plastiktüte drüber, Gummi drum und schon ist die „Frischhaltebox“ für Pinsel und Rolle fertig und euer Werkzeug jederzeit wieder einsatzbereit.
Ein unbedingtes Muss ist beim Arbeiten mit Kreidefarben übrigens das Versiegeln!
Dafür verwende ich meistens Möbelwachs: dieser muss aber von Zeit zu Zeit aufgefrischt werden. Die Pragmatischen verwenden lieber matten Klarlack (auf keinen Fall seidenmatten, sonst zerstört ihr das schöne matte Finish)."
Nicola - Nicolainteriorart

„Ich denke, es ist gut, sich für das erste Projekt ein nicht allzu großes Möbelstück vorzunehmen, so bleibt alles überschaubar und man verliert sich nicht so schnell in zu vielen Details. Wenn man wie ich nicht nach einem Plan arbeitet, sondern frei aus dem Bauch heraus, dann sollte man unbedingt auf die eigene Intuition vertrauen und sich von ihr leiten lassen. Ich beginne zum Beispiel manchmal mit einer bestimmten Idee und im Laufe des Streichens merke ich, dass es sich ganz anders entwickelt, als erwartet. In einem solchen Fall versuche ich wirklich nie, zu der ursprünglichen Idee zurück zu kommen, sondern lasse es einfach weiterlaufen, wie es kommt.
Ein anderer Punkt der einem helfen kann, künstlerisch frei zu streichen ist, nicht zu versuchen schnell fertig zu werden. Das bedeutet nicht, dass man ewig an einem Projekt arbeiten soll, sondern vielmehr, während des Streichens nicht darüber nachzudenken wie das Möbel nach den nächsten Arbeitsschritten aussehen könnte, sondern vielmehr den "Ist Zustand" zu sehen und anhand dessen zu entscheiden was man als nächstes tut, oder ob es vielleicht sogar gerade in genau diesem Zustand schon "perfekt" ist.