Diejenigen unter Euch, die Kinder haben, kennen es: Alle paar Jahre müssen die Kinderzimmer dem Alter angepasst werden. Die Kinderbetten werden ausgetauscht gegen größere Modelle, pinke Wände werden neu gestrichen, das Playmobil verschwindet.
Bei uns werden in diesem Jahr sogar die Zimmer neu verteilt. Meine Tochter zieht ins größere Elternschlafzimmer, mein Sohn in ihr altes Zimmer, wir gehen auf den Dachboden. Das bedeutet ein komplettes Makeover zweier Kinder- bzw. Jugendzimmer. Ich beginne also so langsam damit, das ein oder andere Möbelstück zu verkaufen oder in einigen Fällen neu zu gestalten. Hier hatte ich schon den alten Kleiderschrank von Bo verändert und hier einen alten Schubladenschrank.
Heute ist sein Schreibtisch an der Reihe. Er nutzt ihn derzeit nicht etwa für Hausausgaben, sondern dafür, möglichst hohe Türme an Krempel darauf zu stapeln.
Er ist alt, aus der Nachbarschaft geerbt, aber solide und hat ein geräumiges Fach. Bo mag ihn und daher wird er den Umzug mitmachen. Aber nicht in diesem Design für einen 10-jährigen!
Das zukünftige Zimmer wird weiß, dunkelgrau und ein wenig blau gestaltet, und für den Tisch stelle ich mir etwas cooleres vor.
Ich werde wieder mit Kreidefarbe arbeiten, weil sie sich so gut streichen lässt. Vor allem ist es einfach praktisch, dass sie so schnell trocknet. So kann man ein Projekt wie dieses schnell durchführen und muss nicht stundenlang warten, bis die Farbe trocknet um die nächste Schicht streichen zu können.
Da ich für das Makeover beider Kinderzimmer noch diverse Möbel umzustreichen habe, hatte ich dieses Mal einfach keine Lust, Zeit damit zu verbringen, den Tisch anzuschleifen. Und auch keine Lust ihn zu grundieren. Die Hersteller von Kreidefarbe versprechen ja immer, dass man Kreidefarbe streichen kann ohne vorher zu schleifen. Und genau das wollte ich ausprobieren. Da ich mit dunklen Farben streiche, brauche ich auch keine Angst vor Durchbluten zu haben und kann auf die Grundierung verzichten.
Zuerst baute ich die Tür vom Schreibtisch ab. Ich markiere mir dabei immer, welche Scharniere oben und welche unten sitzen damit ich sie später wieder korrekt einbauen kann.
Für dieses Projekt habe ich zwei Kreidefarben von Rust-Oleum benutzt: Grafit und Kalkweiss. Aus beiden habe ich zu erst einmal ein helles Grau angemischt, mit dem ich die Deckplatte gestrichen habe. Bis die Farbe richtig schön deckte, brauchte ich drei Anstriche.
Hier der erste Durchgang, der noch sehr durchsichtig war:
Während die Deckplatte trocknete, kam das Unterteil dran.
Hier habe ich den Farbton Grafit zweimal aufgestrichen. Nach dem Trocknen habe ich mit einem Schleifpapier ganz leichte Abnutzungen rund um die Kanten der Schublade und Tür herbeigeführt, für den shabbby chic.
Die Tür habe ich bei der Gelegenheit mit einem kleinen Magneten versehen, denn sie ließ sich nicht richtig schließen. So etwas gibt es im Baumarkt zu kaufen, einfach innen und an der Tür jeweils ein Teil anschrauben.
Mit Wachs (auch von Rust-Oleum) habe ich nun das Unterteil versiegelt. Die grafit Kreidefarbe trocknet relativ matt auf, wenn sie aber gewachst wird, erhält sie eine schöne dunklere und satte Optik.
Das kann man hier sehr gut sehen.
Arbeitet beim Wachsen unbedingt mit einem fusselfreien Tuch oder einem Pinsel. Gerade bei dunklen Farben sieht man sonst überall die kleinen Fussel, die sich in das Wachs setzen und später nicht mehr zu entfernen sind. Oben auf dem Bild hatte ich tatsächlich auf die Schnelle ein altes T-Shirt benutzt - blöder Fehler, zum Glück schnell bemerkt und geändert.
Die alten Griffe haben ausgedient, ich möchte einen anderen Look und habe daher zwei Muschelgriffe angebracht. Ich hatte keine farblich passenden Schrauben, daher habe ich meine kurzerhand mit ein wenig Kreidefarbe überstrichen.
Zurück zur Deckplatte. In schlicht grau war sie mir noch zu langweilig. Also entschloss ich mich, einen Union Jack aufzumalen, im passenden Farbschema grafit, grau und weiß.
Ich wußte, dass der Union Jack nicht ganz einfach zu malen ist, denn die Kreuze sind nicht etwa gleichmäßig angeordnet. Das Kreuz in der Mitte ist "normal", aber die roten Diagonalen hängen auf der linken Seite der Flagge ein wenig mehr nach unten, auf der rechten nach oben. Das hängt mit der Geschichte der Flagge und ihren beteiligten Ländern zusammen.
Aber ich fand heraus, wie der Union Jack genau anzuordnen ist.
Zuerst habe ich das weiße Kreuz aufgemalt. Was ich für eine solche genaue Arbeit nur empfehlen kann, ist Frog Tape.
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Dieses Abklebeband habe ich freundlicherweise zur Verfügung gestellt bekommen und es ist wirklich super, wenn es darauf ankommt, ganz feine und präzise Linien zu produzieren. Keine Farbe läuft unter. Wenn man sorgfältig arbeitet, bekommt man perfekte Linien.
Kann ich ganz ehrlich empfehlen!
Nach dem weißen Kreuz klebte ich die Seitenteile ab und strich sie ebenfalls weiß. Danach den Innenteil des weißen Kreuzes und die Diagonalen. Zwischen jedem Schritt gut trocknen lassen, und sorgfältig abkleben.
Die Deckplatte wurde ganz am Ende zweimal fest versiegelt. Ich habe mich hier für die flüssige Versiegelung von Lignocolor entschieden. Auch wenn ich den matten Effekt von Wachs lieber mag, ist es manchmal sinnvoll, eine stärkere Versiegelung zu wählen. Wachs ist für stärker genutzte Oberflächen nicht immer die erste Wahl.
Die Versiegelung von Lignocolor lässt sich mit einem Pinsel mehr als einfach und schnell auftragen und trocknet in einer halben Stunde. Sie erzeugt einen leichten Glanz.
Und so sieht mein Ergebnis aus:
Für mich ist diese Verwandlung ein tolles Beispiel dafür, was man aus alten Möbeln noch machen kann.
Ich sagte ja schon, dass ich in diesem Fall auf anschleifen und grundieren verzichtet habe. Die Kreidefarbe hat gehalten, was sie verspricht: Es war kein Problem, sie hat wunderbar gehaftet.
Ihr wißt - ich bin immer dafür, nicht gleich alles wegzuwerfen, sondern ein bisschen Mühe und Liebe zu investieren! Es lohnt sich!
Als nächstes Projekt steht ein neuer Schreibtisch für meine Tochter an. Er ist schon halb fertig, also seid gespannt auf das Ergebnis!
... gone paintin´...
Eure Daggi
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