Wenn diese Zeiten etwas positives mit sich bringen, dann ist es vielleicht das Mehr an Zeit. Man könnte diese Zeit sehr sinnvoll nutzen. Zur Sportskanone werden zum Beispiel. Oder zum Superkoch. Nichts davon habe ich bisher geschafft. Aber ich kann sagen, auch ich nutze einen Teil der Zeit wie ich finde sinnvoll und mache es uns noch ein wenig gemütlicher in unserem Zuhause, in dem man nun ja noch viel mehr Zeit verbringt als sonst.
Ein Projekt, das kürzlich dabei realisiert wurde, ist die Neugestaltung einer Glastür. Unser Büro ist mit einer solchen zur Küche hin geschlossen. Als wir einzogen, gab es hier tatsächlich eine faltbare Ziehharmonikatür aus Plastik. Zuerst hatten wir uns gewundert, warum dort überhaupt eine Tür ist, denn eigentlich braucht man sie rein optisch nicht. Aber einen Winter später haben wir gemerkt warum. Die kalte Luft strömt hier einfach einmal im Kreis. Von der Küche durch das Büro zieht sie sich bis hin zur Treppe, die nach oben führt. Wenn man im Büro sitzt, sitzt man im Zug. Also hatten wir uns damals für eine Schiebe-Glastür entschieden.
Lange hat sie mich nicht weiter gestört, aber nun finde ich, sie könnte etwas Pep vertragen. Erst wollte ich sie mit Kreidefarbe und Rosteffekt streichen, aber dann ist mir noch etwas anderes eingefallen. Ich mache eine fake Crittall Tür daraus.
Was ist eine Crittal Tür? Eigentlich sind diese Türen oder Fenster aus Stahl. Sie wurden ursprünglich von Herrn Francis Henry Crittal in England kreiert. Heute ist die Firma weltweit führend im Bereich Stahlfenster und Türen. Solche Türen passen hervorragend zum Industrial Stil und man sieht sie wirklich überall. Natürlich sind sie sicher unbezahlbar, daher mache ich mir meine einfach selber.
Mit Klebeband klebe ich erstmal ein Muster auf.
Oder vielleicht besser so?
Das gefällt mir besser. Im Baumarkt besorge ich dünne Vierkantleisten.
Mit Fusion Mineral Paint im Farbton Coal Black streiche ich sie zweimal komplett.
Die erste Schicht deckt noch nicht ganz.
Die metallene Führungsschiene über der Glastür wird ebenfalls schwarz gestrichen. Ich verzichte auf eine Grundierung, da man diese Schiene nie berührt und sie somit kaum gefährdet ist.
Auch sie wird zweimal gestrichen.
Da der Griff oft benutzt wird, würde sich die Farbe ohne Grundierung schnell lösen. Also streiche ich hier eine Schicht Ultra Grip von Fusion Mineral Paint. Sie muss einen Tag lang trocknen, dann streiche ich den Griff zweimal mit der gleichen Farbe.
Die Glastür wird dann erst einmal richtig mit Glasreiniger behandelt. Auf ihr dürfen sich keine Fett- oder Staubreste mehr befinden, sonst hält der Montagekleber für die Leisten nicht.
Und nun wird gemessen. Ich schreibe mir alle Maße auf.
Mein Tipp: Da ich weiß, dass sich bei so einer Millimeterarbeit beim sägen, messen und anpassen (zumindest bei mir) immer kleine Abweichungen ergeben, habe ich mir abgewöhnt, vorher alles zuzusägen. Ich säge in kleinen Schritten, immer eine Leiste sägen, dann kleben, neu messen und erst dann wieder sägen. Denn sonst passt ganz schnell irgendwo etwas nicht zusammen und man hast umsonst gesägt.
Ich beginne also mit den äußeren beiden vertikalen Leisten. Von oben nach unten messen, genügend Spielraum lassen für die Führung, so dass die Latten nicht an der Schiene oben oder unten anstoßen. Ich säge sie zurecht und versehe sie mit dem Montagekleber. Da ich möglichst wenig Kleber benutzen möchte, um zu verhindern, dass er seitlich unter der Leiste hervorquillt, streiche ich ihn mit einem Pinsel dünn auf.
Weiter geht es dann mit der Querverbindung oben und unten. Erst messen, dann sägen, dann kleben.
Nicht ganz einfach ist es, die mittleren vertikalen Latten zu kleben. Obwohl man den genauen Abstand kennt, muss man, wenn man alleine arbeitet, zeitgleich messen, die Leiste halten und mit der Wasserwaage arbeiten. Ich habe es mir einfacher gemacht und zunächst ein Stück Klebeband dort aufgeklebt, wo die Leiste angebracht werden soll.
Mein Fazit nach dieser Arbeit: Mein nächster Wunsch ist eine digitale Wasserwaage. Ich finde diese Luftblase eher ungenau. Liegt sicher an mir, aber ich glaube, ich könnte mit einer digitalen Anzeige besser arbeiten. Meine Handyapp wiederum war nicht wirklich hilfreich, weil ständig Werbung aufploppte und ich zudem klebrige Hände hatte.
Nachdem alle Leisten aufgeklebt sind, muss man versuchen, die Klebereste vorsichtig zu entfernen. Ich habe sie mit einem Cutter und dem Fingernagel abgekratzt.
Mein Tipp: Benutz bloß keinen Nagellackentferner! Mein Nr. 1 Allesentferner hat hier leider komplett versagt, denn er hat den milchigen Belag von der Milchglasscheibe zerstört. Ich hatte ihn an einer Ecke ausprobiert und ärgere mich noch, dass ich nicht vorher recherchiert habe. Nagellackentferner und Milchglas vertragen sich nicht.
Die Sägekanten der Leisten müssen im nachhinein mit einem kleinen Pinsel noch schwarz gestrichen werden.
Noch eine Hiobsbotschaft für alle, die dieses DIY nachmachen wollen: Natürlich muss man auch die Rückseite der Tür im gleichen Prinzip bekleben. Denn der Montagekleber ist von der Rückseite aus sichtbar.
Aber die Rückseite geht viel schneller, da man hier nur noch nach dem gleichen Muster kleben muss, das Messen entfällt.
Und so ist aus meiner langweiligen Glastür ein toller und moderner Hingucker im "Crittall-Style" geworden.
Denk daran, dass deine Tür ein wenig mehr Gewicht bekommt also vorher. Wenn du also das Gleiche für deine Tür planst, schau ob die Aufhängung das extra Gewicht tragen kann!
Ich muss sagen, ich bin extrem zufrieden mit der Verwandlung. Es hat ungefähr einen Tag gedauert, diese Tür aufzupimpen aber ich finde, der Aufwand hat sich unbedingt gelohnt.
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