Werbung - Gestern war hier bei uns in Schleswig-Holstein der erste Ferientag und wie so oft hat es pünktlich dazu in Schnüren geregnet. Heute sieht es draußen zum Glück schon freundlicher aus, aber bevor ich in Urlaubsstimmung gerate, habe ich noch ein paar schöne Projekte für dich.
Heute gibt es ein tolles Upcycling, einmal mehr mit Kreidefarbe, aber dieses Mal mit einer, die ich bisher noch nie ausprobiert habe. Ich freue mich, dass Anna von Mangoldt mir für dieses Projekt ihre Kreidefarbe zur Verfügung gestellt hat. Und ich kann schon soviel vorwegnehmen: Die Farben haben mir wirklich Spaß gemacht!
Um dieses Möbelstück geht es heute. Ich habe es vor über einem Jahr bei Ebay gekauft.
Der Besitzer war schräg und schon auf dem Weg nach Hause merkte ich, wie die Kommode einen wirklich muffigen Geruch in meinem Auto verströmte. Ich bin da zugegebenermaßen sehr empfindlich und in diesem Fall hatte ich vor Ort keinen "Geruchstest" gemacht. Mir ist das immer ein bisschen unangenehm, "lassen Sie mich mal riechen, nee, stinkt ja, danke, dann nicht" - ist ja auch irgendwie peinlich.
Wobei - ich hatte neulich eine Kundin, die es genauso mit einer meiner Kommoden machte. Sie zog ihre Maske ab und tauchte ihre Nase in die Schubladen. Das Möbelstück sei für ihr Ferienhaus, daher müsse sie im Sinne ihrer Gäste einmal daran schnuppern. Das fand ich einleuchtend und ich habe mir vorgenommen, diesen Spruch für die Zukunft für mich zu adaptieren.
Zum Glück gibt es ja viele Tipps, Gerüche in alten Möbeln zu eliminieren. Hier habe ich einen Blogbeitrag dazu verfasst. Meine Kommode stand aber nun schon über ein Jahr in der luftigen Garage, mit allerlei Mitteln im Inneren, die die Gerüche eigentlich aufnehmen sollen. Aber all das hat leider nicht geholfen, denn schon beim Hineintragen in meine Werkstatt wurde mir klar, dass ich hier härtere Bandagen aufziehen muss. Dazu später mehr.
Ich werde dieses Schmuckstück also mit den Kreidefarben von Anna von Mangoldt aufarbeiten. Freundlicherweise hat man mir die Farbe für diesen Blogpost zur Verfügung gestellt. Um mir einen Farbton auszusuchen, habe ich mir Farbkarten bestellt. Anna von Mangoldt bietet einen tollen Service an: Man sucht sich handgemalte DINA4 große Leihmusterkarten aus, die man nach Gebrauch einfach wieder zurück schickt. Der Service ist umsonst.
Das ist doch mal eine tolle Idee! Die Größe der Karten ist ideal, um sich ein vernünftiges Bild machen zu können.
Oft sehen Farben am Computer anders aus als in natura. Ich hatte mir 10 verschiedene Farbtöne bestellt und meine Entscheidung fiel auf ein mittleres Graubeige (Elegance) und für das Innere ein auffallendes Blau (Lysander). Die Farbkarten habe ich zurück geschickt und schon kurz darauf erhielt ich ein Rundum-Sorglos-Paket mit Farbe, Sperrgrund, Wachs und einem Pinsel.
Dann kann es losgehen. Meine Kommode hat leider einen extremen Furnierschaden auf der Deckplatte. Ich hatte ihn nicht so schlimm in Erinnerung. Teile sind herausgerissen, es gibt ein tiefes Loch. Aufkleber sind quer verteilt. Ich frage mich, warum ich das Teil überhaupt gekauft habe.
Das Furnier kann ich nicht mehr retten, es muss entfernt werden. In diesem und in diesem Blogpost gibt es mehr zum Thema "Furnier reparieren" und "Furnier entfernen". Ich lege zunächst ein feuchtes Tuch auf und lasse das Furnier ein paar Stunden einweichen. Achte darauf, dass das Tuch nur dort abdeckt, wo das Furnier wirklich entfernt werden soll, sonst lösen sich auch die anderen Stellen.
Solange das Holz einweicht, mache ich mich schon einmal an die Säuberung der Kommode. Nach einer Reinigung mit Essigwasser benutze ich zusätzlich noch einen Reinigungsalkohol, weil das Möbelstück wirklich sehr schmutzig ist. Achtung beim Gebrauch, Schutzausrüstung ist notwendig!
Mit Hilfe des Reinigungsalkohols löst sich auch der Schellack. Das kommt mir entgegen, denn auch er ist nicht mehr intakt an diesem Stück. Die klebrige Schicht wird also einfach mit abgenommen.
Die Zierleisten auf der Schublade sind unvollständig und beschädigt, daher nehme ich die vor-handenen ab und ersetze sie komplett mit neuen aus dem Baumarkt.
Noch immer riecht das Möbelstück. Ich werde nicht umhin kommen, es nicht nur von außen, sondern leider auch von innen abzuschleifen. Vielleicht hilft das. Außen kann ich nur vorsichtig mit feinem Schleifpapier vorgehen, damit ich das Furnier nicht durchschleife. Innen jedoch kann ich mit dem Winkelschleifer eine gute Schicht Holz abnehmen!
Nachdem ich mit dem Schleifen fertig bin, ist auch das Furnier auf der Deckplatte fertig eingeweicht. Ich kann nun beginnen, es mit dem Spachtel abzunehmen. Mit dem Bügeleisen erwärme ich stellenweise den Kleber und kann dann Stück für Stück abziehen.
Das sieht auf dem Foto einfacher aus, als es ist. Ein paar wirklich hartnäckige Reste benötigen mehrere Bügel/Spachtel-Durchgänge.
Aber dann ist es geschafft.
Ich kann nun die Risse und das Loch mit Holzspachtelmasse auffüllen.
Während die Masse trocknet, kann ich die Deckplatte natürlich noch nicht abschleifen. Daher nehme ich mir jetzt schon einmal den Sperrgrund für die restliche Kommode vor. In diesem Fall möchte ich damit nicht nur gegen ein mögliches Ausbluten des Holzes vorgehen, sondern erhoffe mir zudem, dass die Grundierung auch den Geruch des Möbelstückes endgültig einsperrt. Denn das Abschleifen im Inneren hat die Sache zwar ein wenig verbessert, aber noch nicht endgültig beseitigt.
Mein Sperrgrund ist grau, damit erhalte ich schon einmal eine gute Deckung, bevor ich später mit einer hellen Farbe nachstreiche.
Ich beginne mit dem Inneren des Möbelstückes.
Der Sperrgrund streicht sich super einfach, nicht zu dick und der Pinsel ist perfekt geeignet. Gefällt mir schon mal gut! Um wirklich jede Gefahr auszuschalten, dass später noch Gerüche auftauchen, streiche ich wirklich jedes Stück meiner Kommode. Die Rückseite, die Einlegeböden, die Schubladen innen und außen, sogar unten streiche ich. Am Ende sieht man kein einziges Stück Holz mehr.
Oben die erste Schicht. Die Türen und die Beschläge werde ich später noch herausnehmen, doch dafür ist mein Mann zuständig. Er hat mehr Kraft und Ausdauer für die kleinen Schräubchen, und immer noch einen Trick parat, um die alten Windungen zum Laufen zu kriegen. Da er aber dieses Wochenende unterwegs ist, muss ich erstmal um die Beschläge herum streichen, zumindest bei der ersten Schicht.
Das Ganze trocknet nun über Nacht. Am nächsten Morgen die Geruchsprobe: Tatsächlich rieche ich weitaus weniger. Ich bin wirklich extrem empfindlich, was Gerüche angeht. Man einer mag sagen, ich übertreibe es. Vielleicht wäre anderen der Geruch dieser Kommode nicht so stark aufgestoßen wie mir. Daher soll es auch noch eine zweite Schicht der Grundierung werden. Doch erst entfernt mein Mann nach seiner Rückkehr die alten Beschläge und zusammen nehmen wir die Türen heraus, die mit einem Zapfenband gehalten werden. Die Beschläge sind mindestens so klebrig und schmutzig wie der Rest der Kommode.
Ich koche sie in einem altem Topf, den ich extra für den Zweck gekauft habe (wer würde daraus hinterher noch essen mögen?) gründlich in einem Wasser/Essiggemisch.aus.
Sie sind nach dem Kochen noch immer eklig, dreckig und klebrig. Mit feiner Stahlwolle (000) schleife ich sie vorsichtig ab.
Das funktioniert super, allerdings gelangt man in die kleinen Vertiefungen nur sehr schlecht.
Hier hilft ein weiterer Trick: Ketchup! Beschläge über Nacht in Ketchup einweichen und am nächsten Tag mit der Zahnbürste vorsichtig in die Vertiefungen. Ketchup enthält ebenfalls viel Essig, der noch einmal zusätzlich säubert.
Und nun sehen die Beschläge schon gut aus!
Das Gold gefällt mir trotzdem nicht so gut, ich sprühe sie daher noch ein wenig um.
Mal was andres, oder?
Während meine zweite Schicht Grundierung trocknet, schleife ich die Deckplatte gut ab und grundiere auch sie zweimal. Nachdem alles getrocknet ist, geht es endlich ans Streichen! Innen wähle ich den herrlichen Blauton Lysander.
Ein tolles strahlendes Blau, das in Kombination mit dem hellen Grau/Beige sicher toll aussehen wird! Ich streiche zwei Schichten innen, zusätzlich die inneren Regalböden und das Innere der Schublade.
Für außen hatte ich mir den Ton Elegance ausgesucht, ein helles edel wirkendes Beige. Die Farbe lässt sich wundervoll streichen, sie ist sehr soft und gleitet förmlich über das Holz. Die erste Schicht deckt noch nicht komplett, aber das ist ja immer so. Davon darf man sich keineswegs irritieren lassen.
Die zweite Schicht deckt dann perfekt und sieht wunderbar edel aus! Nach dem Trocknen versiegel ich alles noch mit dem Wachs von Anna von Mangoldt.
Nachdem die Griffe und Beschläge wieder angebracht, die Türen wieder eingebaut und die Schublade mit den neuen Zierleisten und einer seitlichen Schablone versehen worden ist, bin ich fertig mit dem Ucycling meiner antiken Kommode mit Anna von Mangoldt Farben!
Mir gefällt das Ergebnis wirklich gut!
Die gespühten Griffe sehen in Kombination mit dem Beige edel aus. Das Blau des Inneren bildet einen tollen Kontrast.
Ich habe bewusst keine shabby chic Spuren eingearbeitet. Dieses Stück soll perfekt sein!
Den Geruch der Kommode konnte ich mit all meinen Maßnahmen "einsperren".
Das Aufarbeiten dieses Möbelstückes hat mir unheimlich Spaß gemacht. Aus einem alten Stück mit kaputter Oberfläche, zerkratztem Schellack und verdreckten Beschlägen ist eine wundervolle Kommode geworden, die mit ihrer Farbkombination klassisch und edel aussieht. Die Kreidefarbe hat sich wunderbar streichen lassen, sie deckt hervorragend und jeder wird unter den 168 verfügbaren Farbtönen ganz sicher seinen Lieblingston finden.
Danke Anna von Mangoldt für die Farben!
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